Once in a lifetime
Wie kam das eigentlich, dass ich mit dieser schönen Frau, in diesem schönen Haus, hinter dem Lenkrad eines schönen Autos sitze, fragten sich schon 1980 die Talking Heads im Song „Once in a lifetime“. Und auch Georg, von Beruf Komponist, weiß in Michael Kumpfmüllers Roman „Die Erziehung des Mannes“ nicht wie ihm geschah und wie das wurde, was er sah. Zuerst ist er Liebhaber, dann wird er Ehemann und Familienvater, schließlich Ehebrecher, Teilzeit-Vater und endlich doch ein zufriedener Mann.
Ratlos
Bis dahin jedoch widerfahren ihm immer wieder Dinge, deren Sinn er nicht recht versteht. Warum will Jule unbedingt heiraten? Warum zwingt sie ihn nach der Trennung in einen nicht endenden Kampf um die drei Kinder? Warum feiert die halbwüchsige Tochter in seiner Abwesenheit wohnungsverwüstende Facebookpartys? Und warum ist er erst dann zufrieden, als er mit seiner Jugendliebe in ein Haus mit Garten auf dem Lande zieht?
Planlos
Er hat keinen Plan. Im Gegensatz zu allen anderen. Die Ex-Frau wollte heiraten und Mutter werden. Sonja, seine Freundin, die dann doch eigene Kinder will und ihn verlässt. Seine drei Kinder, die alles tun um sich von ihren ständig um sie zankenden Eltern zu emanzipieren. Und Georgs Vater, der nicht monogam mit Ehefrau im bürgerlichen Idyll versauern wollte. Nur Georg steht vor Rätseln.
Leben oder gelebt werden
Des Rätsels Lösung liegt in dem, was seine Nächsten (mit ihm) tun. Jule macht ihn zum dreifachen Vater, der dann nach der Trennung um den Kontakt zu seinen Kindern kämpft. Und gewinnt. Der Vater lebt ihm vor, was er nicht will. Und Georg zeigt ihm, dass es auch anders geht. Die Kinder geben ihm das Gefühl als Vater ein wichtiger Anker zu sein. Zum Schluss ist dann der Garten bestellt, im Haus auf dem Lande.
Happy End?
Georg hat Glück gehabt. Er wollte kein Scheusal werden wie sein Vater. Er hatte eine andere Idee vom „Mannsein“. Dabei ist er gehörig unter Druck geraten. Zu allererst durch seine Frauen, durch die Eltern, die Freunde und schließlich auch durch die eigenen Kinder. Es geht anders. Als Mann. Das muss man aber klar wollen, sagen und tun. Georg dämmert dies im Alter, als er seinen Nachbarn beim Hausbau beobachtet: „… wie sehr ich ihn bewundere, … für seinen Plan, seine Beherztheit, mit der er ihn in die Tat umsetzt, seine Männlichkeit.“ Dabei hat er andere, haltbarerer Häuser errichtet, wie seine Freundin bemerkt. Geht doch!
Die Erziehung des Mannes, Michael Kumpfmüller, Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2016, ISBN 9783462044812, Gebunden, 320 Seiten, 19,99 EUR
Er ist Anwalt. Und er hat alles, wovon andere träumen. Erfolg, Frau, Kinder, Geld. Eine steile Karriere. Sie hat ihn reich gemacht. Aber auch verbrannt.
Dann hat er wieder angefangen zu träumen. Und etwas verändert. Wenig nur. Aber Wesentliches.
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